"Die Ermordung des Commendatore II. Eine Metapher wandelt sich" von Haruki Murakami


"Die Ermordung des Commendatore II. Eine Metapher wandelt sich." von Haruki Murakami erschien im April 2018 bei DuMont Buchverlag.

Es ist die Weiterführung des ersten Teils: "Die Ermordung des Commendatore I. Eine Idee erscheint" und der Geschichte um den namenlosen Protagonisten, der 13-jährigen wortkargen Marie und dem mysteriösen Nachbarn Menshiki.


Wir erleben das erste Zusammentreffen von Menshiki und seiner vielleicht-Tochter Marie, das an peinlichen Konversationsversuchen kaum zu übertreffen ist.
Man kann das Unbehagen aller Beteiligten förmlich spüren.
Menshiki ist vollkommen mit der Situation überfordert, dass sich da eventuell seine Tochter vor ihm befinden könnte.
Marie schweigt in typischer Manier und begegnet dem, ihrer Ansicht nach in keiner Beziehung zu ihr stehenden Menshiki, mit Skepsis.
Shoko, Maries Tante, ist jedoch gänzlich hingerissen von dem schönen Mann.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, ein Gesprächsthema zu finden, stellt sich schnell ein gemeinsames Interesse an Autos heraus.
Die beiden verabreden sich unter dem Vorwand, sich Maries kürzlich fertig gestelltes Porträt in Menshikis Haus anzusehen.

Es entwickelt sich schnell eine sexuelle Beziehung zwischen Shoko und Menshiki.
Den Kontakt zu Marie scheint er nicht weiter zu verfolgen.
Marie, welche die Dinge um sie herum von Natur aus kritisch betrachtet, traut Menshiki nicht und sucht den namenlosen Protagonisten auf, um sich nach seiner Meinung über den Nachbarn zu erkundigen.

Bei der Gelegenheit stellt sich heraus, dass Marie einen Geheimweg zwischen ihren beiden Häusern kennt, der an der Grube vorbeiführt, aus der 'Idee' in Gestalt des Commendatore entschlüpft ist.
Wenig später verschwindet Marie spurlos, nachdem sie diesen Weg nach Einbruch der Dunkelheit allein zurück geht.

So verwirrend die Ereignissen um ihn herum auch sein mögen, findet der namenlose Protagonist genau in dieser Unbestimmheit der Dinge seinen Malstil.
Er lässt sich von seinen Eingebungen lenken und bringt sein Innerstes dementsprechend auf die Leinwand, wobei teilweise auch verborgenes Düsteres zum Vorschein kommt.

Demensprechend muss der Protagonist selbst eine Odysee in sein tiefstes Inneres vornehmen.
Um Marie wiederzufinden, um sich selbst und den Maler Tomohiko Amada von den bösen Geistern der Vergangenheit zu befreien.
Beide teilen den Schmerz, nie über den Tod eines Geschwisternteils hinweggekommen zu sein.
Mit viel magischem Realismus kann sich der Protagonist durch das Labyrinth, das sein Innerstes ist, durchkämpfen, Abschied nehmen und loslassen.

Das einzige, was offen bleibt, ist der Handlungsstrang um den gesichtslosen Mann, der die Erzählung einleitet.
Dessen Herkunft wird zwar erklärt, jedoch nicht zu Ende geführt.
Das kann man entweder als Murakami-typisch erklären oder sich aber insgeheim auf eine Weiterführung bzw. Anknüpfung freuen.

In all seiner Abgeschiedenheit erfährt der Protagonist von einem gemeinsamen Freund, dass seine (Ex-)frau einen neuen Partner hat und schwanger ist.
Wer genau der Erzeuger ist, bleibt für den Leser unklar.
Fest steht jedoch, dass sie - aus Gründen, die sie keinem mitteilt - ihren neuen Freund weder heiraten, noch das Kind mit ihm aufziehen will.
Da wir als Leser gleich zu Beginn der Erzählung (im ersten Teil der "Ermodung des Commendatore") erfahren, dass sie als Ehepaar wieder zueinander finden, ist der Ausgang bzw. Weitergang in dem Fall ein für Murakami ungewöhnlich positiver und romantischer.

"Die Ermordung des Commendatore" erinnert stark an "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt" und an "1Q84". Labyrinthszenen,´und verschwindende Mädchen sind hierbei die stärksten wiederkehrenden Motive.

Dieses Werk ist ein 'typischer' Murakami und absolut empfehlenswert.
Wer Spannung und Melancholie gleichermaßen sucht, wird bei Murakami immer fündig.






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