"Warten auf Schnee" von Karoline Menge





 
"Warten auf Schnee" von Karoline Menge wurde im August 2018 von der Frankfurter Verlagsanstalt veröffentlicht.

Ihr Debütroman ist ein modernes Märchen in all seiner Düsternis.


Pauli und Karine wurden von ihrer Mutter verlassen und warten nun auf den ersten Schnee des Jahres, während die Vorräte immer knapper werden.

 

Pauli ist die leibliche Tochter, circa 15 oder 16 Jahre alt und die narrative Stimme der Geschichte. Karine wurde als junges Mädchen adoptiert und lebt seit dem in ihrem Haushalt.

In der Zeit vor ihrem Verschwinden hat die Mutter immer nur geschlafen und erst abends das Haus verlassen, ohne dass die Kinder wussten, wohin oder wie lange sie wegbleiben würde.
Paulis Vater hatte sie verlassen, woraufhin sie in eine Depression verfiel.
Die beiden Mädchen mussten sich um sie kümmern, ihr Essen machen und zu Trinken geben.

Es gibt kein warmes Wasser mehr und auch keinen Strom, weil die Mutter die Rechnungen nicht bezahlte.
Früher hatten sie ein geregeltes Leben (selbst, als der Vater schon weg war), in dem die Mutter Essen kochte, Wäsche wusch und sich um die Hygiene der Kinder kümmerte.
Die Mutter hatte kurz vor ihrem Verschwinden sogar noch eine Taschenlampe mit Batterien geholt und Marmelade en masse eingekocht.

Alle Frauen in ihrer Familie hatten den Ruf, 'irre' zu sein, wurden von ihren Männern verlassen und im Dorf allein zurückgelassen.

Paulis Vater war Biologe, ihr gesamtes Wissen hat sie jedoch von der Mutter und den Geschichten, die sie ihr erzählte - entweder erfand oder aus dem Brockhaus vorlas.
Als er verschwand, zogen sie in das Haus der Grossmutter, welches sich am Rand vom Dorf befindet, zur einen Seite an ein Feld, zur anderen an einen Wald grenzend.
Das Dorf an sich scheint im Prozess des Verfalls und Verwahrlosung zu sein.
Die Felder werden schon seit einiger Zeit nicht mehr bewirtschaftet und die Bauernhöfe nicht mehr betrieben, weil keiner mehr da ist, der die Produkte kaufen könnte.
Es scheint sich etwas Böses hinter dem Hügel zu befinden - niemand geht je weiter als bis dahin und doch verschwinden immer mehr Dorfbewohner.
Der Verfall schreitet im Laufe der Geschichte stetig voran.


Pauli vertreibt sich die Zeit, in dem sie sich an vergangene Zeiten erinnert, in denen der erste Schnee fiel und sich um Karine kümmert.
Sie selbst kann nachts nicht mehr schlafen, leidet an Insomnia und hat tagträumerische Schübe wie im Delirium.
Die beiden Mädchen sind sehr unterschiedlich.
Pauli wurde in der Schule von den anderen Kindern ausgelacht und auch von den anderen Dorfbewohnern gemieden, was an dem sonderbaren Verhalten ihrer Mutter gelegen haben mochte.
Karine war Anführerin einer Kindergang, die Schule schwänzte und nach einem traumatischen Erlebnis eine schwierige Persönlichkeit entwickelte.
Pauli und Karine hatten immer die Mutter als Puffer zwischen ihnen, nie wirklichen Kontakt. Seit sie jedoch weg ist, müssen sie sich miteinander arrangieren.

In ihrem Drang, zu überleben, machen sie schreckliche Entdeckungen im verlassenen Dorf, bis die nahende Gefahr unabwendbar scheint.



Durchzogen von Märchenelementen, tun sich im Laufe der Geschichte immer mehr Abgründe auf. Und erzählt wird alles in der wunderschönsten Sprache!

Es erinnert an Gottfried Kellers "Die Leute von Seldwyla", in der Beschreibung des Landlebens und der -szenerie). Des Weiteren an Gail Honeymans "Eleanor Oliphant is Completely Fine", die Mutter-Tochter-Beziehung und die Verschrobenheit der Mutter an sich betreffend. Und natürlich an "Grimms Märchen" in der Düsternis und Übernatürlichkeit der Geschehnisse. 

Und Daniel Kehlmann würde wohl auch grossen Gefallen daran finden!



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